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Nationalmuseum Bargello in Florenz
Photo © Vrabelpeter1 - Getty Images via CanvaPro
Photo © Vrabelpeter1 - Getty Images via CanvaPro

LGBTQ+-Kunst im Nationalmuseum Bargello

Die Renaissance inmitten von androgynen Skulpturen und Anekdoten aus der queeren Perspektive erleben

Gay.it
von  Gay.it

Das Nationalmuseum Bargello umfasst eine der weltweit bedeutendsten Skulpturensammlungen der Renaissance und beherbergt Werke von unermesslichem historischem und künstlerischem Wert. 

Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit Francesco, einem Tourguide von Queer Tuscany, verfasst und bietet Ihnen interessante Anregungen für Ihren nächsten Besuch im Nationalmuseum Bargello: So zeigt er uns, wie einige wichtige Meisterwerke an diesem noch wenig besuchten Ort unter dem Ansatz LGBTQ+ gelesen werden können.

Inhalt
  • 1.
    Der David des Donatello
  • 2.
    Der Betrunkene Bacchus des Michelangelo

Der David des Donatello

Der David des Donatello
Der David des Donatello - Credit: Paolo Gallo Modena Photo via CanvaPro

Zu den queeren Meisterwerken des Museums gehört der berühmte David von Donatello. Dieses Werk wurde von dem aus Florenz stammenden Bildhauer im Jahr 1440 geschaffen und zeigt einen jungen David in weiblicher Pose, der sich nach der Tötung des Riesen Goliath ausruht, wobei dessen Haupt zu seinen Füßen liegt.

Das Werk gilt als der erste lebensgroße männliche Akt der Renaissance und zeigt einen androgynen Knaben in liebäugelnder und sinnlicher Pose. Wenn wir die Skulptur von hinten betrachten, fällt es uns schwer zu erkennen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Vielmehr erscheint die Figur uns als eine Person mit nichtbinärem Geschlecht!

Der David scheint sich als eine Hymne auf die homosexuelle Kultur der florentinischen Renaissance zu präsentieren, wobei der Kontext seiner Entstehung seine Rezeption und sein künstlerisches Schicksal mit Sicherheit stark beeinflusst hat. Florenz galt in jenen Jahren als Wiege des "sodomitischen Lasters", so dass die Prediger des Dominikaner- und Franziskanerordens von ihren Kanzeln aus gewaltsam gegen das vorgingen, was sowohl als Verbrechen als auch Sünde galt. Trotz dieser Angriffe ließen sich viele florentinische Meister gerne von gutaussehenden, ephebischen jungen Männern inspirieren, die ihnen oft Modell standen.

Einigen Quellen zufolge liebte Donatello selbst die männliche Schönheit dermaßen, dass er seine Handwerksgesellen nicht nach ihren Fähigkeiten, sondern vielmehr nach ihrem Aussehen auswählte. Um sicherzustellen, dass niemand sie ihm wegschnappen würde, malte er ihnen falsche Wunden und Geschwüre auf den Körper.

Der Betrunkene Bacchus des Michelangelo

Der Betrunkene Bacchus des Michelangelo
Der Betrunkene Bacchus des Michelangelo - Credit: Sail-ko - Public domain, via Wikimedia Commons

Michelangelo gehört zu den Bildhauern der Renaissance, die das Konzept der geschlechtlichen Identität am stärksten reflektiert und sogar in Frage gestellt haben. Seine virilen Frauen und androgynen Männer scheinen zwischen den beiden Geschlechtern hin- und herzuschwingen und schaffen dabei Figuren, die irgendwo zwischen Mann und Frau stehen.

Der Betrunkene Bacchus stellt die perfekte Synthese dieser Ästhetik dar. Das 1496-97 entstandene Werk, das als eine der bedeutendsten Skulpturen des in Florenz tätigen Künstlers gilt, wurde von Kardinal Raffaele Riario in Auftrag gegeben, der es jedoch nicht zu schätzen wusste und an den römischen Bankier Jacopo Galli verkaufte.

Michelangelo stellt den Gott der Trunkenheit und der wilden Natur dar, wie er in wackeligem Gleichgewicht jeden Moment abzustürzen scheint, während er einen Kelch mit Ambrosia in der Hand hält und ein verspielter Faun an seinem Bein gelehnt Trauben isst. Michelangelo verleiht dem Gott das Aussehen eines bartlosen, zarten Jünglings mit schlanken Gliedmaßen und einer kaum ausgeprägten Muskulatur. Der androgyne Charakter der Figur scheint durch ihre schwankende und unsichere Position noch verstärkt zu werden, die auf eine ebenso instabile Geschlechtsidentität hinzuweisen scheint. 

Wie er in seinen Gedichten schreibt fühlte Michelangelo selbst sich gequält und "hin- und hergerissen" zwischen zwei gegensätzlichen Kräften: der Anziehung durch das eigene Geschlecht und dem Bewusstsein der Qualen, die ein solches Begehren hervorrufen. Über Michelangelos Liebesqualen haben wir in unserem Artikel Unmögliche Liebschaften gesprochen.

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