Die Toskana ist ein Land der Kunst unter freiem Himmel: nicht nur Museen und Galerien, sondern auch Werke, die mit der Natur in Dialog treten, wo die Landschaft und der Blick der Betrachtenden zu einem einzigartigen Erlebnis verschmelzen.
Skulpturen, Wandmalereien, Parks und verteilte Museen sind Teil einer Route, die die Freiluftkunst in ihren reizvollsten Ausdrucksformen zeigt. Lassen Sie uns diese gemeinsam entdecken!
Auf einem Hügel über dem Gebiet zwischen Florenz und Pistoia liegt der Gutshof Fattoria di Celle, der als eine der wichtigsten Sammlungen von Umweltkunst in Italien gilt.
Die Sammlung entstand dank der Intuition von Giuliano und Pina Gori, die, nachdem sie begonnen hatten, zeitgenössische Kunst zu sammeln, diese Villa in den 1970er Jahren kauften und in ein Freilichtmuseum verwandelten.
Seit 1982 ist die Fattoria zu einer einzigartigen Bühne für rund 80 ortsspezifische Installationen geworden, die von internationalen Künstlern signiert wurden und konzipiert sind, um mit der Landschaft unter freiem Himmel und den historischen Räumen der Villa zu verschmelzen.
Zu den Künstlern zählen Daniel Buren, Sol LeWitt, Richard Serra, Mauro Staccioli, Jean-Michel Folon und viele andere. Das Große Eisen von Burri, das den Eingang prägt, bildet die symbolische Schwelle zu einem ständigen Dialog zwischen Natur und zeitgenössischer Kunst.
In den Hügeln um Pistoia beherbergt die Villa La Magia - eine zum Unesco-Weltkulturerbe gehörende Medici-Villa - einen Museumspark, in dem die Kunstwerke mit der umliegenden Landschaft verschmelzen. Die Route lädt dazu ein, Kunst als Sinneserfahrung im Zeichen von Natur, Architektur und zeitgenössischen Installationen zu erleben.
In Seano, im Bisenzio-Tal, wird im Museumspark Quinto Martini die Verbindung zwischen dem Künstler und seinem Land zelebriert: In einem in Italien einzigartigen Freilichtmuseum, da es ausschließlich einem Künstler gewidmet ist, werden seine Skulpturen gesammelt.
Der 1988 eröffnete Park umfasst 36 Bronzeskulpturen, die der Künstler seiner Heimatstadt gestiftet hat und die das tägliche Leben auf dem Land unmittelbar darstellen: das Mädchen, das der Gans nachläuft, die Mutter mit ihrem Kind, der Gastwirt, der auf Gäste wartet, die Frau, die aus der Tür späht. Einfache und vertraute Szenen, die die Welt von Quinto Martini, einem Protagonisten der italienischen Kunst des 20. Jahrhunderts, wieder aufleben lassen.
In Luicciana, einem kleinen Ortsteil von Cantagallo, ist die Freilichtkunst zu Hause. Seit 1982 hat sich das Dorf in ein Freilichtmuseum verwandelt, in dem Gärten, Fassaden und Gassen Land Art-Installationen bieten, die im Dialog mit der Umwelt stehen.
Der ursprüngliche Kern ist noch an der Fassade des Sitzes des Misericordia-Vereins mit drei Fresken auf Putz und Marmorstaub in Nischen, die Fenster imitieren, zu sehen. Seitdem hat sich das Projekt dank des Engagements der Einwohner und des Beitrags von Künstlern aus allen Bereichen erweitert: Maler, Bildhauer, Grafiker und Keramiker haben Luicciana in eine farbenfrohe Galerie verwandelt.
Unter den Werken sind wichtige Vertreter der Florentiner Avantgarde der 1960er und 1970er Jahre, wie Vinicio Berti, Silvio Loffredo und Gualtiero Nativi, sowie Meister wie Bonnefoit, Burattin, Fertonani und Sebastián Matta zu finden.
Am Fuße des Piazzale Michelangelo befindet sich der Rosengarten, eine Grünoase mit spektakulärem Blick auf die Altstadt von Florenz. Er wurde 1865 von dem Architekten Giuseppe Poggi angelegt und beherbergt über 400 Rosensorten sowie mehr als 1.200 Pflanzengattungen, darunter Zitronen, Tillandsien und andere Raritäten.
In den letzten Jahren wurde der Garten mit zeitgenössischer Kunst bereichert: zehn Bronzeskulpturen des belgischen Künstlers Jean-Michel Folon, die von der Witwe des Künstlers gestiftet wurden, stehen im Dialog mit der Landschaft und den blumengeschmückten Wegen.
Im südlichen Teil von Florenz, zwischen dem Arno und der Bahnlinie nach Rom, befindet sich der Parco d’Arte Enzo Pazzagli, ein fast 24.000 m2 großer Garten mit über 200 Werken des Künstlers. Dazu gehört La Trinità (Die Dreifaltigkeit), eine einzigartige Landschaftsinstallation, die aus rund 300 Zypressen besteht, die so gepflanzt sind, dass sie von oben betrachtet ein Gesicht mit zwei Profilen bilden.
Zu den berühmtesten Skulpturen gehört der geflügelte Pegasus, das Symbol der Region Toskana. Neben den Werken von Pazzagli finden sich im Park auch Werke anderer Künstler wie Sauro Cavallini und Marcello Guasti sowie satirische Masken vom Karneval von Viareggio.
Im Zentrum von Vinci wurde die Piazza dei Guidi von Mimmo Paladino neu entworfen, um einen Platz zu schaffen, der mit dem Museo Leonardiano (Leonardo Museum) und dem Erbe Leonardos im Dialog steht.
In Zusammenarbeit mit dem Architekten Nicola Fiorillo hat der Künstler den Platz mit einem Netz von Geometrien umgestaltet: Platten aus Cardoso-Stein werden gebrochen und zu Flächen zusammengelegt, die mit Glasstücken und Silbereinsätzen verziert werden, um sein bildhaftes Universum wieder in die Stadtlandschaft zu bringen.
Das Ergebnis ist eine eigenständige, zeitgenössische Kulisse und eine Hommage an Leonardo und sein Land.
Ein 100 m langes und 3 m hohes Mosaik zieht sich durch das Zentrum von Pontedera: Es handelt sich dabei um die 2006 von Enrico Baj geschaffene Mauer, die als die größte Italiens gilt. Die in Maschinen verwandelten menschlichen Figuren erzählen mit bitterer Ironie von den Gefahren des heutigen Lebens.
Zu den überraschendsten Schätzen von Pisa gehört das gigantische Wandgemälde Tuttomondo, das Keith Haring 1989 mit Hilfe einiger Studenten an der Außenwand der Kirche Sant'Antonio Abate schuf.
Mit seinen 180 m2 Fläche und den 30 Figuren, die wie ein Puzzle verflochten sind, ist es eines der wenigen dauerhaft ausgestellten Werke des amerikanischen Künstlers in Italien.
Mit dem farbenprächtigen, lebendigen Tuttomondo wird das Thema der Harmonie und des Weltfriedens gewürdigt. Es ist die einzige Wandmalerei, die der Künstler von Anfang an als Dauerwerk konzipiert hat und dessen Fertigstellung eine Woche in Anspruch nahm, als er kurz vor seinem Tod noch auf dem Höhepunkt seiner Kreativität stand.
Volterra, eine Stadt etruskischen Ursprungs, ist seit jeher ein Ort der Inspiration für Künstler und kreative Menschen. Zu ihnen gehört der hier geborene Mauro Staccioli, der seine Werke in die ganze Welt gebracht hat und nun seiner Heimat Tribut zollen möchte.
Seine monumentalen Installationen sind heute in der Landschaft verstreut, die sie inspiriert hat: essentielle und geometrische Formen, die mit den Hügeln und Ausblicken von Volterra in Dialog treten und die Betrachtenden dazu einladen, innezuhalten, zu beobachten und über die Art und Weise nachzudenken, wie der Blick das Gebiet verändert.
Im Herzen des Chianti-Gebiets, inmitten von Hügeln und alten Dörfern, beherbergt ein Wald aus Eichen, Steineichen und Kastanienbäumen den Chianti-Skulpturenparki, ein Freilichtmuseum im Dorf Pievasciata in der Gemeinde Castelnuovo Berardenga.
Zu sehen sind zeitgenössische Installationen und Skulpturen von Künstler*innen aus fünf Kontinenten, die jeweils ortsspezifisch konzipiert wurden: Jede/r von ihnen besuchte den Wald und gestaltete das Werk im Dialog mit den Bäumen, Klängen, Farben und Lichteffekten des Ortes.
Auf der etwa einen Kilometer langen Strecke wechseln sich traditionelle Materialien wie Bronze, Marmor und Granit mit Glas, Eisen, Neonlicht und Klang ab, wodurch ein intensives Erlebnis geschaffen wird, bei dem sich Natur und Kunst ergänzen, ohne einander zu dominieren.
Zu den Werken zählen ein gläsernes Labyrinth, ein leuchtender Neon-Regenbogen und der majestätische Schiffskiel aus Stein. Im Park gibt es auch ein Amphitheater, in dem in den Sommermonaten Konzerte und Aufführungen stattfinden.
In den Weinbergen und Weinkellern des Castello di Ama (Burg von Ama), im Herzen des Chianti-Gebiets, vereint sich zeitgenössische Kunst mit Wein, um ein einzigartiges Erlebnis zu bieten. Die 1999 in Zusammenarbeit mit der Galleria Continua (Kontinuierliche Kunstgalerie) ins Leben gerufene Sammlung wächst von Jahr zu Jahr dank ortsspezifischer Installationen, die bei international renommierten Künstlern in Auftrag gegeben werden, die zum Dialog mit der Landschaft, den Weinkellern und den historischen Gebäuden aufgerufen sind.
An den gepflasterten Straßen, in Gärten, Kapellen und sogar zwischen den Fässern finden sich Werke wie Michelangelo Pistolettos Albero di Ama (Baum von Ama), Daniel Burens Grande muro specchiante (große Spiegelwand), in der sich die Hügel spiegeln, oder Hiroshi Sugimotos meditative Confession of Zero.
In dieser Verflechtung von Kunst und Territorium wird der Besuch zu einer Reise, die Kreativität, Geschichte und Weintradition miteinander verbindet.
In den Wäldern von Casole d'Elsa, auf einer Höhe von 600 Metern, befindet sich in einem großen Eichenwald Selva di Sogno (Traumwald), der Skulpturenpark, der vor über fünfundzwanzig Jahren vom deutschen Künstler Deva Manfredo geschaffen wurde.
Hier nimmt die Fantasie auf einem Kunstrundgang mitten durch die Natur Gestalt an, wo anthropomorphe Figuren aus dem Boden aufzutauchen scheinen, Miniaturtempel und -städte an alte Zivilisationen erinnern, sich Mandalas aus bunten Steinen in die Landschaft einfügen und Steinteppiche farbenfrohe Spiele zwischen den Wurzeln der Bäume zeichnen.
Am Wegrand erwartet eine Steinwerkstatt Groß und Klein in der alle ihrer Fantasie freien Lauf lassen und ganz im Einklang mit der Umwelt ihre Spuren hinterlassen können.
In der Mondlandschaft der Crete Senesi, in Leonina, befindet sich die Site Transitoire, ein 1993 vom französischen Künstler Jean-Paul Philippe geschaffenes Steinkunstwerk.
Die Installation besteht aus einem Stuhl, einer Bank und einem Fenster, die den Horizont umrahmen und so ein Zuhause ohne Wände schaffen, das sich dem Himmel und der Stille der Hügel öffnet.
Von hier aus reicht der Blick bis nach Siena und zum Ort Mucigliani, wobei sich Stehenden, Sitzenden und Liegenden unterschiedliche Perspektiven bieten. Ein ganz besonders magischer Moment ist die Sommersonnenwende, wenn die untergehende Sonne genau auf das Portal der Stätte ausgerichtet ist und das Werk in einen natürlichen Rahmen für einen der stimmungsvollsten Ausblicke der Toskana verwandelt.
In Iesa, in der Gemeinde Monticiano, beherbergt der Garten von Kurt Laurenz Metzler seit 1995 über fünfzig Skulpturen mitten in einer Grünanlage, in die auch das Wohnatelier des Schweizer Künstlers eingebettet ist.
Die Werke stellen farbenfrohe, stilisierte menschliche Figuren aus Marmor, Aluminium, Bronze und bemalten Harzen dar: Passanten einer Stadt in alltäglichen Haltungen, die an ein wahres Straßentheater erinnern.
Zwischen Tänzern, Ikariern und Robotern erzählen die ironischen und spielerischen Skulpturen mit Leichtigkeit von der Beziehung zwischen Mensch und Umwelt und verwandeln den Garten in eine offene Bühne, auf der Natur und Kreativität verschmelzen.
In Seggiano, zwischen dem Monte Amiata und Montalcino, hat sich der Schweizer Künstler Daniel Spoerri niedergelassen und ein fast 16 ha großes Anwesen in einen großen Skulpturenpark verwandelt, um dort seine Forschungen zu betreiben.
Hier, inmitten von weiten Wiesen und Hainen, steht die Natur ständig im Dialog mit den Werken, mal als Komplize, mal als Kontrapunkt.
In den 1990er Jahren begann Spoerri mit seinen ersten Installationen und schuf einen Rundgang, der 1997 eröffnet wurde und heute 112 Werke von 55 verschiedenen Künstler*innen umfasst. Bei einem Spaziergang auf den Wegen tauchen die Skulpturen nach und nach auf oder sind in der Vegetation versteckt, so dass ein Rundgang geschaffen wird, der abwechselnd überrascht und verzaubert und an Renaissance- und Barockgärten erinnert.
In Buriano, in der Gemeinde Castiglione della Pescaia, hat der Bioarchitekt Rodolfo Lacquaniti Recyclingmaterialen in Kunstwerke verwandelt und den Giardino Viaggio di Ritorno (Garten der Rückreise) ins Leben gerufen. Eine Route mit starkem symbolischem und ökologischem Wert, wo Kunst zur Besinnung über die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt wird.
Im Herzen der Maremma, zwischen den Hügeln von Capalbio und dem Meer, liegt einer der faszinierendsten Kunstparks der Toskana: der Giardino dei Tarocchi (Tarot-Garten) der der Fantasie der französischen Bildhauerin Niki de Saint Phalle entsprungen ist.
Inspiriert von den Figuren der Großen Arkana hat die Künstlerin eine esoterische Reise geschaffen, bei der die monumentalen, bis zu 15 m hohen Skulpturen zu wahren Zyklopenkarten werden.
Mit Hilfe ihres Mannes Jean Tinguely begann Niki de Saint Phalle 1979 mit dem Schaffen des Gartens, an dem sich auch folgende andere Künstler beteiligten: Pierre Marie Lejeune mit den Bänken und dem Mobiliar, Alan Davie mit den Fresken des Magiers, Marina Karella mit der Skulptur der Priesterin und schließlich Mario Botta, dem das Kassenhäuschen zu verdanken ist.