Villafranca in Lunigiana ist ein perfektes, wenngleich kleines Diorama dieses historischen Gebiets. Villafranca liegt an der Via Francigena, und sowohl in dem Ortskern selbst als auch in den zahlreichen Ortsteilen stößt man auf bedeutende Spuren aus dem Mittelalter.
Das historische Zentrum von Villafranca, das sich durch seine strategische und malerische Lage unweit der Furte des Magra-Flusses auszeichnet, wartet mit dem ab dem 12. Jahrhundert von den Malaspina errichteten Castello di Malnido auf, einem Verteidigungsposten an der Via Francigena für den ghibellinischen Zweig er Malaspina, der die Zeit bis zu den Bombardements währende des Zweiten Weltkriegs größtenteils unbschadet überdauert hat: Heute sind nur noch einige, durchaus reizvolle Überreste erhalten, die umfangreicher Restaurierungen bedürfen. Weitere mittelalterliche Überreste bilden der Mauergürtel und andere Befestigungsanlagen auf der gegenüberliegenden Ortsseite neben der Kirche San Giovanni.
Über das Gebiet von Villafranca in Lunigiana verteilen sich verschiedene Ortsteile, die jedoch kaum von Interesse sind. Der wichtigste ist Filetto, ein von einer Mauer umschlossener Ort, der sich durche eine einmalige städtebauliche vierseitige Anlage in der Talsenke auszeichnet, charakeristische Eigenschaften der Gründungsorte. Der ursprüngliche Ortskern, der wahrscheinlich byzantinischen Ursprungs ist, wird von einer Mauer mit vier runden Ecktürmen umfasst und wurde im 15. und 16. Jahrhundert Umgestaltungen unterzogen, wobei der Ort in Richtung Osten erweitert und eine Straßenachse innerhalb des neuen Mauergürtels mit zwei monumentalen Toren eingefügt wurde. Heute ist Filetto vor allem aufgrund seiner Sommerfeste bekannt. So erfreuen sich die mittelalterlichen Nachstellungen, die Antiquitätenmärkte sowie die Ausstellungen und Tagungen zur zeitgenössischen Kunst in dem historischen Palazzo Cavalli sich großer Beliebtheit.
Von Interesse ist auch das Museo Entnografico della Lunigiana: Hier kann man Landwirtschafts- und Hirtengeräte, Handwerksinstrumente und persönliche sowie häusliche Gebrauchsgegenstände sowie aus dem gesamten Lunigiana-Gebiet stammende Gebrauchsgegenstände besichtigen. Suggestiv ist auch der Sitz des Museums, das in den Mühlen von Villafranca aus dem 14. Jahrhundert untergebracht ist.
Villafranca ist aber auch ein Gebiet, das ideal für Natur- und Trekkingliebhaber ist. Der Ortsteil Malgrate, einer der ältesten Orte in dieser Ecke, liegt am Eingang in das Tal des Bagnone-Flusses, den zahlreiche Wassermühlen säumen, von denen einige besichtigt werden können und auch noch in Betrieb sind. Wege und Saumpfade, die das Gebiet durchziehen, wurden einst für die saisonale Weidewirtschaft und von Holzfällern, Köhlern und Händlern jeder Art und Ware, von Pilgern und Wanderern entlang der Via Francigena genutzt.
Wie in der gesamten Lunigiana ist auch die Küche in diesem Gebiet eine Entdeckung wert. Neben den traditionellen Gerichten der Lunigiana dominieren hier Gerichte auf Kastanienmehlbasis, wie die Pattona:Der Kuchen wird in Backformen aus Terrakotta (oder Gusseisen) zubereitet und mit einem zarten Kuhmilchkäse serviert. Eine weitere Spezialität sind die Lasagne Bastarde, die aus Blättern aus Kastanienmehl und Weizenmehl bestehen, die in Streifen geschnitten, gekocht und dann mit Öl, Käse oder Lauchsaft abgeschmeckt werden.